Ohne handwerkliche Erfahrung wird wohl keiner auf die Idee kommen, selber ein Haus bauen zu wollen. Auf der anderen Seite wird keiner alle benötigten Fähigkeit von vornherein besitzen.
Wir haben versucht, das Haus so zu gestalten, dass wir es mit unserer Erfahrung und Geräten bewältigen könnten. Das Aussehen sämtlicher Elemente am und im Haus ist somit von Funktionalität und subjektiver Machbarkeit bestimmt und nicht von Schönheits- oder Perfektionsidealen, die über "Gut ist gut genug" hinausgehen.
Holz ist ein einfaches und meist billiges Material und selbst nach Fehlern lassen sich Holzteile oft noch benützen. Den Umgang mit Holz kann man auch einfacher während der Arbeit kennenlernen als den Umgang mit z.B. Mauersteinen und Zement.
Untenstehend folgen einige unzusammenhängende Bemerkungen aufgrund unseren Erfahrungen
Auch wenn Holz einfach zum Verarbeiten ist: man kann es sich ganz schnell schwer machen, wenn man klassische Holzverbindungen machen möchte. Diese verlangen einiges an Präzision, Erfahrung und vor allem Zeit. Das Resultat kann sehr schön und dauerhaft sein, trotzdem haben wir fast alle Verbindungen nur geschraubt und ggf. verklebt. Unter dem Motto "form follows funktion" dürfen die Konstruktionen sichtbar sein, ausser wenn das z.B. aus hygienschen Gründen nicht praktisch ist.
Es gibt eine grosse Vielfalt an Schrauben, dabei tun es in den meisten Fällen Universalholzschrauben. Ein Akkuschrauber mit Reserveakku ist fast unverzichtbar. Wähle eine Art von Schraubenkopf, damit man nicht dauernd bits wechseln muss. Die billigsten Schrauben brechen leicht, vor allem wenn man sie nochmal rausschrauben muss. A propos: es lohnt sich kaum, Schrauben wiederzuverwenden, vor allem wegen dem Zeitverlust bei beschädigten Schraubköpfen und gebrochenen Schrauben. "Selbstbohrend" ist gut, aber eine 6mm dicke Schraube wird eine 40mm Fichtenlatte oftmals trotzdem sprengen; vorbohren lohnt sich.
Zwei Zollstöcke sind unverzichtlich. Indem man sie aneinander legt, misst man auch dort, wo der Zollstock nicht "passt". Zuverlässig einen Zollstock millimetergenau abzulesen verlangt, dass man sich seines Gesichtspunktes bewusst ist und auch des Auges, womit man abliest, damit man nicht "schief" liest bzw beim Ablesen anders liest als beim Anzeichnen. Und weiter: nach dem Sägen nachmessen und lernen sich selber zu verbessern lohnt sich am Anfang. Und: mit der Arbeit dort anfangen und lernen, wo das Resultat nicht ins Auge "sticht".
Wie wir feststellen mussten, sind auch im Neubau nicht alle Wände 100% im Senkel: besser vorher alles genau nachmessen statt während dem Zusammenschrauben feststellen, dass es auf wunderliche Weise nicht passt.
Eine kurze und eine lange Wasserwaage braucht man, und man soll sich bewusst sein, dass eine kaum wahrnehmbare Abweichung von 0,5mm auf einen Meter nach vier Metern doch 2mm ist. Will sagen: man sollte sich der Präzision der Messgeräte bewusst sein und ggf. eine andere Messtechnik wählen.
Sehr grobes Sägen geht prima mit der Motorsäge, aber auch ins eigene Fleisch, wenn man nicht aufpasst.
Wir haben kleinere, unpräzise Schnitte mit der Handstichsäge gemacht, Genaueres mit der Handkreissäge mit Schiene. Für uns war das praktischer als an einem festen Sägetisch, vor allem bei grösseren Platten, die man nicht alleine herumtragen kann.
Handsägen haben wir selten benützt, vor allem weil es ohne Lehre schwierig ist, einen geraden Tiefenschnitt hinzubekommen.
Zum Dielen Verlegen findet man im Internet genügend Anleitungen, nur zum Thema "Schrauben oder Nageln" findet man keine eindeutige Präferenz. Nach vielem Hin und Her haben wir einfach den Rat des hiesigen Schreiners gefolgt und genagelt. Das hat überaschend gut geklappt. Dort wo wir schrauben mussten sind, trotz vorbohren, doch leicht Risse entstanden. Beim Nageln kann man die Nägel mit einem DREVEL ins Holz treiben. Bei einem Einschlagwinkel an der Federseite von 45° oder weniger bildet sich mit den letzten Hammerschlägen eine grosse Schiebekraft, womit man die Bretter aneinander pressen kann; auch wenn sie ziemlich krumm sind. Natürlich zuerst mit Hammer und Holzklötzchen die Bretter möglichst weit aneinander pressen.
Unsere Dielen liegen auf einer 10cm breiten, 6cm hohen Konterlattung, die allenfalls auch zwei Nägel aufnehmen kann für extra Schiebekraft. Den Abstand der Latten haben wir von der Breite der Dämmmatten abhängen lassen. Zwischen den 60cm auseinanderliegenden Latten haben wir Dämmmatten verlegt, zusätzlich zu den 20cm, die der Holzbauer schon eingebaut hatte in die Bodenelemente.
Die Holzfaserdämmmatten zwischen den Konterlatten fasern ein wenig, somit muss man extra darauf achten, dass Nut und Feder sauber sind, bevor man die Dielen ineinander schiebt.
Da die Schnittkanten der Dielen im Prinzip unter einer Leiste verschwinden, kann man die Dielen mit einer Stichsäge ablängen; ein bequemes kleines Gerät, wenn man mit 5m langen Brettern in einem 4,5m breiten Raum hantieren muss. Eine elektrische Kapp- und Gehrungssäge stellt höhere Bedingungen an Aufstellplatz und Freiraum.
Graben ist schwer und verlangt Ausdauer. Verwende das richtige Gerät, bei uns meist ein kleiner Pickel und eine Schaufel mit langem Stil.
Für grössere Grabaktionen eignet sich ein Leih-Gartenbagger. Diese Geräte sind oft jedoch sehr kippgefährdet. Ein erfahrener Baggerfahrer macht die Arbeit viel schneller, aber im "Grabrausch" ist er vielleicht auch mal mehr nach eigener Vorstellung beschäftigt als nach den Plänen. Er ist natürlich auch nicht halb so bekannt mit den Plänen worauf wir Monate gebrütet haben. Farbige Markierungen (Farbspraydose) am Boden geben ihm ein bisschen Halt.
Am liebsten haben wir Firmen bezahlt, die Ware vorbeizubringen. Die Kosten dafür sind klein verglichen mit den Aufwand, selber ein (gemietetes) Fahrzeug hin- und her zu fahren.
Wenn man beim Abladen mithilft, oder mit einem Zustupf, werden die Sachen so abgelagert, wie es praktisch ist für die Weiterverarbeitung.
Da wir das Grundstück schon grossenteils als Garten in Gebrauch genommen hatten bevor der Bau anfing, war der Bauplatz klein. Damit die Transporteure und Handwerker ohne Behinderung, schnell und kostengünstig arbeiten konnten, hat jede Lieferung deswegen im Vorfeld Aufräumarbeit verursacht. Ob sich die Vorbereitungen auch auf die Rechnungen auswirkt, weiss ich nicht, aber es trägt zu einer guten Arbeitsatmosphäre bei.
Man sollte Sachen nicht stetig umlagern müssen und immer so lagern, dass sie auch mal länger liegen bleiben können. Eine Planungsänderung, weil plötzlich ein Handwerker früher vorbei kommt oder weil man eine Woche krank ist, und schon ist nicht richtig gelagertes Material nass oder beschädigt.
Selbstbau dauert von der erste Idee bis zum fertigen Haus mehrere Jahre und man muss auf Pläne, Vereinbarungen, Offerten, Rechnungen usw zurückgreifen können. Wir haben nach Bedarf Hängemappen eingeweiht und alle Papiere dort eingeordnet. Praktisch ist eine Mappe "To Do", wo alles landet, was nicht gerade jetzt einen Platz kriegen kann. Diese Mappe sollte aber nicht zu voll geraten. Ordner sind klobiger als Hängemappen und brauchen viel mehr Handgriffe im täglichen Gebrauch.
Falls was passiert und man einige Zeit nicht ansprechbar ist, hilft ein Logbuch, wo man täglich am Ende vom Tag die Ereignisse und vor allem Vereinbarungen usw notiert. Damit kann ein nicht direkt beim täglichen Ablauf einbezogener Partner dann doch die Interessen vertreten.
Eine Liste mit Kleinausgaben und Stundenaufwand hilft, Aufwand und Fortgang in Perspektive zu sehen und ggf. gegenüber Geldgebern mindestens annehmbar zu machen. Bei einem eventuellen Verkauf macht es die tatsächlichen Kosten sichtbar, was bei Eigenbau oftmals ein Problem darstellt und zu überhöhten Gewinnversteuerungen führen kann.