2. Halbwegs Öko

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Ein Haus zu bauen, dachten wir, kann keine grosse Sache sein. Viele machen das und es gibt viele Firmen und sogar ganze Ausbildungen die voll darauf ausgerichtet sind.

Unsere Wünsche waren nicht sehr strikt: einen trockenen, warmen, hellen Platz zum Schlafen, Essen und Arbeiten. Wohnen im bürgerlichen Sinne mit Couch usw. ist uns nicht wichtig. Arbeiten bedeutet in unserem Fall eine unbeheizte Werkstatt für Bildhauerarbeiten und anderthalb beheizte Schreibtischarbeitsplätze. Platz für die Büchersammlung, Kunstobjekte usw. würden wir auch nachträglich finden können, dachten wir. Und das ganze pragmatisch, aber doch so ökologisch verträglich, wie es mit einem kleinen Budget möglich ist. Da wir noch relativ neu in der Schweiz lebten und somit nicht vertraut waren mit den geschäftlichen Gepflogenheiten fragten wir einen Architekt um seine Einschätzung. Er meinte: unter einer halben Million Franken läuft gar nichts, und selbst mit einer halben Million wäre nur einfachster Standard möglich.

Die vielen Firmen, die mit sogenannten Fertighäusern Werbung machen, kamen für uns nicht in Frage, weil ein Haus mit Bildhaueratelier (muss höher sein als eine normale Heimwerkerwerkstatt und mehr Lasten tragen können) nicht von der Stange kommt. Abgesehen davon ähneln die meisten Webseiten dieser Firmen Lockvögeln: Schöne Bilder und Texte mit Stichworten wie "nach Wunsch", "Luxus", "Komfort" und "modern", aber keine genauen Angaben zu Kosten und Leistung, meistens noch nicht mal irgendwelche technische Details zum Wandaufbau, Dachkonstruktion usw.

Gänzlich selber bauen kam aus fehlender Erfahrung nicht in Frage, aber über Kollegen kamen wir in Kontakt mit einem Architekten, der gerne mit Holz baut und gerne so entwirft, dass man vieles selber machen kann. Seine baubiologische Ausrichtung war nicht so dogmatisch, als dass wir es als potentielles Problem einstuften. Gewarnt hat auch er von Anfang an, dass es schwierig ist trotz massiver Eigenleistungen unter einer halben Million zu bleiben.

Gross war dann unsere Erleichterung, als nach vielen Gesprächen und Skizzen locker 100m² Fläche möglich waren zu einem Preis, der nur 10-20% über unserem Maximum lag. Es war jedoch wunderlich schwierig, unsere Vorstellung von bequem Wohnen zu vermitteln:

Es waren lehrreiche Kontakte, aber auf Dauer wurde es ein stetiges Streichen, wieder Rechnen, wieder Streichen - zu einem kreativen Neuentwurf, der unsere Bedürfnisse innerhalb des Budgets realisiert hätte, kam es nicht. Das vorgesehene Haus mit Atelier war zum Schluss immer noch zu teuer, hatte aber nur mehr wenig von dem, was es uns attraktiv erscheinen hatte lassen, selber zu bauen. Bankkontakte hatten im Vorfeld zwar schon grünes Licht gegeben und eine Baugenehmigung lag vor, aber wir wollten nicht leben und arbeiten für das Haus, sondern ein Haus zum Leben und Arbeiten.

So haben wir uns von Architekten verabschiedet und selber angefangen kreativ zu Zeichnen und zu Sparen. Jetzt wohnen wir (fast) in unserem kleinen Haus, bei dem das Verhältnis zwischen Aufwand und persönlichen Erwartungen stimmt. Es ist viel kleiner, wesentlich günstiger und mit wesentlich mehr Eigenarbeit erstellt. Unsere Erfahrungen können vielleicht für andere nützlich und lehrreich sein, deswegen möchten wir sie teilen.

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